Anleitung zum Komponieren
Ein Musikinstrument spielen | Fähigkeiten

Deine erste eigene Komposition: Vom Improvisieren zum Komponieren

10. Juli 2018

Ein eigenes Musikstück komponieren. Für viele Musiker ein Traum. Aber wie fängt man am besten an? Der Weg vom Improvisieren zum Komponieren ist gar nicht so weit. Lass dich an die Hand nehmen und lerne, ein erstes eigenes Stück zu komponieren.

Komponieren lernen

Eine eigene Komposition ist einfach toll. Darauf kannst du zu Recht stolz sein. Du wirst sie noch nach Jahren gelegentlich spielen, wenn sie dir in die Hände fällt. Auch wenn man beim Komponieren oft zuallererst an namhafte Komponisten wie etwa Mozart oder Beethoven denkt, darfst du dich ohne Angst selbst ans Komponieren wagen. Es muss ja nicht gleich eine ganze Sinfonie sein!

Trotzdem fragen sich viele, wie sie beim Komponieren anfangen sollen. Nimm dir für den Anfang erst einmal nicht zu viel vor. Etwa eine halbe bis zwei Seiten reichen völlig aus. Deine Komposition muss nicht lang werden. Achte vielmehr darauf, dass sie eingängig ist, einen schönen Höhepunkt und Schluss hat.

Das klingt nun fast ein bisschen nach einer Erlebniserzählung, die jeder von uns sicherlich in der Schule geschrieben hat. Aber letztlich ist ein Musikstück ja etwas Vergleichbares. Auch ohne Text erzählt ein Musikstück etwas. Und die Geschichte sollte auf keinen Fall langweilig sein!

Falls du mein Noten-E-Book kennst, wirst du auch hier diesen Aufbau wiederfinden.

Im Folgenden findest du eine Anleitung mit Anregungen und Tipps, wie du eine kleine, aber feine eigene Komposition ausarbeiten kannst. Natürlich gibt es verschiedene Wege. Hier erläutere ich dir eine mögliche Vorgehensweise, mit der du als Anfänger zu einer guten Komposition kommen kannst.

Eine erste Idee durch Improvisation

Komponieren für Anfänger: Erste IdeenEine Komposition entwickelst du am besten aus einer Improvisation. Denn durch Improvisieren sammelst du jede Menge Ideen. Und bestimmt ist auch mindestens eine dabei, die es sich lohnt aufzuschreiben oder genauer auszuarbeiten. Falls du noch nie improvisiert hast, solltest du dir erst einmal Zeit zum Improvisieren nehmen.

Du kannst mit dem Improvisieren völlig spontan loslegen und dir eine Harmoniefolge und eine Melodie parallel überlegen. Oder du suchst dir erst eine bestimmte Akkordfolge, über die du dann in Endlosschleife improvisierst, und sammelst auf diese Weise Ideen für die Melodie. Hier findest du ein Beispiel für eine Akkordfolge, die ich schon für zahlreiche Improvisationen und letztlich auch für eine Komposition genutzt habe.

Fang möglichst unverkrampft an und mach dir keinen Druck wegen deiner Absicht des Komponierens. Denn das ist in den meisten Fällen kontraproduktiv für kreative Ideen!

Es ist grundsätzlich sinnvoll, Improvisationsideen aufzunehmen. Erst recht, wenn du merkst, dass du langsam in Fahrt kommst, viele Ideen hast, aber noch nicht wirklich zufrieden damit bist. Meistens kann man beim späteren Anhören besser beurteilen, welcher Abschnitt der Improvisation für eine Komposition lohnenswert ist.

Aber auch wenn du schon eine zweifelsfrei tolle Idee hattest, ist eine Aufnahme natürlich gut. Denn so wirst du deine Idee nicht wieder vergessen. Du kannst sorgenfrei Pause machen und später damit weiterarbeiten. Eine Aufnahme mit einem Smartphone ist für das Festhalten von Ideen auch schon völlig ausreichend.

Deine Idee(n) konkretisieren

Wenn du ein Motiv gefunden hast, das Teil deiner Komposition sein soll, dann arbeite es zu einem Thema aus. Vielleicht hast du auch bereits aus deiner anfänglichen Improvisation ein Thema aus mehreren Takten, das du für deine Komposition verwenden möchtest. Deine Anfangsidee kannst du jetzt, wenn nötig, konkretisieren.

Überlege, ob du Änderungen, z. B. von einzelnen Noten in Tonhöhe oder Notenwert, vornehmen möchtest, um deine Ursprungsidee weiter aufzupolieren! Es kann aber auch gut sein, dass deine ursprüngliche Idee schon sehr natürlich und eingängig klingt. Versuche nicht, krampfhaft daran zu feilen! Dadurch wird es nicht immer besser!

Sobald du dir über Einzelheiten deiner Komposition Gedanken machst, lohnt es sich unbedingt, Noten aufzuschreiben. Am besten geht das, wenn du von Anfang an eine Notationssoftware verwendest.

Die Komposition weiterentwickeln

Nun hast du schon ein paar Takte beisammen, aber für eine Komposition ist es vermutlich noch etwas wenig. Vielleicht findest du in deinen Improvisationsideen noch ein zweites schönes Motiv, das du ausarbeiten kannst. Oder du startest eine zweite Improvisationsrunde, um weitere Ideen zu kreieren.

Du kannst auch ausgehend von deinen ersten Takten Variationen entwickeln. Diese fügen sich oft gut an den Anfang an. Dadurch kommst du mit wenig Aufwand in deiner Komposition gleich ein großes Stück weiter. Variationen sind ähnlich wie eine Wiederholung, bieten im Gegensatz dazu aber die eine oder andere Überraschung.

Komponieren mit Konzept

Spätestens wenn du bereits eine oder zwei Ideen für deine Komposition entwickelt hast, solltest du über das Konzept deiner Komposition nachdenken. Denn die meisten guten Kompositionen steuern auf einen Höhepunkt zu und finden letztlich auch einen schönen Abschluss. Oft sind diese beiden Punkte schwieriger, als einen Anfang zu finden!

Komponieren lernen und ein Konzept entwickeln.Plane also beispielsweise ein, dass du für einen Höhepunkt etwas Neues bringen möchtest und du danach mit dem Anfangsthema zum Abschluss überleiten willst. Was auch immer dein Konzept ist, behalte es beim weiteren Komponieren im Auge. Sonst verzettelst du dich und bringst das Stück nicht zu Ende. Oder es dümpelt so vor sich hin und wird beim Spielen oder Hören schnell langweilig. Und das ist bestimmt nicht dein Ziel!

Der Höhepunkt deiner Komposition

Der Höhepunkt soll zum Anfang des Stückes passen, aber sich trotzdem von der restlichen Komposition unterscheiden. Überleg dir dafür also etwas Neues, um den Hörer zu überraschen! Beispielsweise kannst du für den Höhepunkt höhere Töne wählen, schräge Töne einbauen oder zur Abwechslung Triolen verwenden. Das sind aber nur Anregungen. Am besten lässt du deiner spontanen Kreativität freien Lauf!

Das Anfangsthema wiederaufgreifen

Zwei bis drei Ideen reichen für eine kleine, aber feine Komposition völlig aus. Wenn du schon so weit gekommen bist, brauchst du es dir nicht mehr unnötig schwer machen. Eine Wiederholung des Anfangsthemas zum Ende eines Stückes ist oft eine sehr gute Wahl! Denn unsere Ohren empfinden es durchaus als angenehm, wenn etwas bereits Bekanntes wiederkehrt.

Der Abschluss deiner Komposition

Den Abschluss finden. Nicht nur im Fußball ist das eine Herausforderung, die gemeistert werden will. Auch beim Komponieren. Oft hilft es, das letzte Thema der Komposition einfach noch einmal zu spielen, mit der Absicht, das Stück ausklingen zu lassen. Mach das ein paar Mal und vertraue auf deine spontane Kreativität.

Du könntest beispielsweise das Thema bei der letzten Wiederholung in deiner Komposition leicht verändern. Oder du fügst im Anschluss daran noch eine Phrase hinzu. Je nach Komposition kann diese eher ruhig und unkompliziert oder aber auch witzig sein, z. B. mit gezielt gesetzten Pausen. Oder du zögerst den zu erwartenden abschließenden Grundton hinaus, indem du ihn erst einmal mit anderen Tönen umspielst. Von den Harmonien her kann der Akkord mit Quarte statt Terz gut zum abschließenden Grundakkord überleiten, indem die Quarte schließlich zur Terz aufgelöst wird.

Aber bevor du zu viel denkst, rate ich dir, den Abschluss zuallererst durch Improvisation zu finden. Gerade wenn du schon länger Musik machst oder auch nur hörst, schlummern durch deine Hörerfahrung viele Ideen in dir. Hole sie aus dir heraus und bringe deine Komposition zu Ende! Und denke außerdem daran: Jetzt noch aufzugeben wäre definitiv die schlechteste Alternative.

Beim Komponieren Pausen einlegen

Komponieren fordert dich. Erst recht, wenn es für dich nicht dein Tagesgeschäft ist. Die meisten Menschen haben Phasen, in denen sie sehr kreativ und dann wieder weniger kreativ sind. Sei also geduldig mit dir selbst!

Wie anfangen beim Komponieren?Vielleicht hast du einige Ideen, aber dir fehlt die Beurteilungskraft, was nun für deine Komposition taugt. Meistens hilft es hier, wenn du eine Pause machst. Halte deine Ideen als Aufnahme oder auf Papier fest und lege sie dann beiseite. Wenn du deine Ideen am nächsten Tag oder mehrere Tage später wieder anschaust oder ‑hörst, wirst du besser entscheiden können, wie du mit deiner Komposition weitermachen willst.

Ebenso kann es sein, dass du mit deiner Komposition eigentlich schon fertig bist, aber vielleicht selbst nicht mehr überzeugt davon. Irgendwie unzufrieden. Auch hier helfen Zeit, Geduld und Gelassenheit. Wenn du deine Komposition nach ein paar Tagen wieder spielst und sie dir (immer noch) gefällt, ist das ein sehr gutes Zeichen.

Vielleicht hast du auch einfach nur eine oder zwei Stellen im Stück, die dir nicht gefallen. Dann kannst du speziell diese Stellen umschreiben. So etwas geht aber am besten mit etwas zeitlichem Abstand. Nimm dir also Zeit für Pausen! Sie werden dir und deiner Komposition guttun.

Notationssoftware für deine fertige Komposition

Dein Stück ist fertig komponiert? Wie sieht dein Notenbild aus? Hast du handschriftlich gearbeitet oder hast du die Noten parallel zum Komponieren in eine Notationssoftware eingetragen?

Spielen kannst du natürlich beides. Trotzdem wirst du vermutlich ein kleines bisschen mehr stolz darauf sein, wenn deine Komposition in einem professionellen Notenbild existiert. Außerdem wirst du dich dann auch leichter trauen, deine Komposition jemand anderem zum Spielen zu geben. Bei einer Notationssoftware kannst du deine aufgeschriebenen Noten auch anhören, um zu überprüfen, ob du alles richtig notiert hast.

Als Notationssoftware eignen sich zum Beispiel Finale oder Sibelius. Mit Finale NotePad und Sibelius First gibt es davon für den Einstieg auch kostenlose Varianten. Über das Dateiformat MusicXML ist auch ein Austausch der Noten zwischen verschiedenen Programmen möglich.

Sehr zu empfehlen und noch dazu komplett kostenlos ist Musescore, mein derzeitiger Favorit!

Komplett kostenlos ist außerdem LilyPond. Hierbei handelt es sich um ein textbasiertes Notationsprogramm, d. h. die Noten werden hier nicht grafisch gesetzt, wie etwa bei Sibelius oder Finale. Bei LilyPond wird der Notensatz als Skript aufgeschrieben, das dann durch das Programm kompiliert wird.

Du hast es geschafft!

Wie du siehst, erfordert das Komponieren bis hin zu den fertig aufgeschriebenen Noten einige Schritte. Wenn du diese aber nacheinander gehst, ist es gar nicht so schwer und auch für Hobbymusiker gut machbar. Wenn du bis zum Ende durchgehalten hast, hältst du nun deine (erste) eigene Komposition in Händen! Herzlichen Glückwunsch!

Falls du Beispiele für kleine, aber feine Kompositionen suchst, empfehle ich dir mein Noten-E-Book. Vielleicht kannst du dich von meinen Stücken für deine Kompositionsversuche inspirieren lassen.

Ich freue mich, wenn du mir von deinen ersten Erfahrungen beim Komponieren im Kommentar berichtest. Wenn du erst noch mehr Übung im Improvisieren bekommen möchtest, dann lies hier weiter.

Wenn du deine Improvisationen weiter aufpeppen willst, schau dir meine Tipps und Tricks an, um deine Improvisationen zu bereichern und auf das nächste Level zu bringen. Wusstest du eigentlich, dass man auch mit Geräuschen komponieren kann?

👉 Weiterlesen: 10 Tipps für mehr Spaß und Abwechslung beim Musizieren

Titelfoto: bearbeitetes Notenblatt aus FinaleNotepad

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