Wenn du als Erwachsener ein Musikinstrument lernen willst, sind die Ansprüche an dich selbst viel höher, als sie es noch im Kindesalter waren. Im Erwachsenenalter trauen viele Menschen es sich nicht mehr zu, ein Instrument zu lernen. Das sollten sie aber!
Mit deinen eigenen Zweifeln erschaffst du dir als Erwachsener selbst große Hindernisse, die dich davon abhalten, am Musikmachen Freude zu haben. Die gute Botschaft ist: Du kannst das ändern!
Wenn du dir dieser Tatsache bewusst bist, kannst du alles, was du dir mit deinen Gedanken in den Weg stellst, beiseite räumen.
Und so kannst du problemlos als Erwachsener ein Musikinstrument lernen und du wirst unabhängig von deinem Können so richtig Spaß haben. Ich werde dir in diesem Artikel erklären, was du dafür tun kannst.
Wenn du noch mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, findest du übrigens im zweiten Teil dieser Artikelserie noch mehr Tipps zum gelassenen Musizieren als Erwachsener.
Als Erwachsener ein Musikinstrument lernen
Leider ist es oft so, dass wir ungeduldig sind und ein Musikinstrument einfach möglichst schnell beherrschen möchten. Als Vorbild haben wir professionelle Musiker, deren Musik wir eben auch gerne anhören.
Und dann haben wir schnell Gedanken wie „das schaff ich doch sowieso niemals, so gut zu spielen“ und „das ist so ein langer steiniger Weg bis zum Erfolg“. Kennst du das?
Tja, mit großer Wahrscheinlichkeit ist es tatsächlich so, dass du als Hobbymusiker deinen Vorbildern nie das Wasser reichen wirst. Und ja, es ist in der Tat ein längerer Weg, auf dem du mit deinem Musikinstrument gehen kannst, wenn du das möchtest. Ob sich der Weg für dich aber steinig anfühlt oder ob er dir Freude bereitet, hängt von dir selbst und deiner eigenen Einstellung ab.
Wenn du dir zu schnell zu hohe Ziele steckst, fühlst du dich überfordert, enttäuscht und gescheitert, weil es eben nicht so schnell klappt. Du lässt das Musikinstrument in der Ecke stehen oder verkaufst es, bevor du überhaupt entdeckt hast, was es dir alles geben kann.
Oder du malst dir dein Scheitern bereits in Gedanken aus. Dann kommt es nicht einmal so weit, dass du ein Musikinstrument überhaupt in die Ecke stellen kannst. Schade eigentlich!
Hoffentlich läuft es bei dir anders. Jedenfalls wenn du prinzipiell Lust darauf hast, Musik zu machen.
Ohne Frage gibt es viele Menschen, denen das Musizieren einfach keinen Spaß macht. Diejenigen möchte ich hier auch nicht dazu überreden. Vielmehr möchte ich diejenigen ermutigen und inspirieren, die gerne möchten, aber zweifeln und zögern oder aufgeben, bevor sie die Freude am Musikmachen entdeckt haben.
Und nachdem du meinen Text nun schon bis hierhin gelesen hast, gehörst du höchstwahrscheinlich zu den Menschen, die Lust aufs Musikmachen haben!
Die eigene Einstellung überprüfen
Deine Einstellung mit der daraus resultierenden Handlungsweise entscheidet maßgeblich darüber, ob du ein und dieselbe Sache entspannt, mit Freude und Motivation tust und Erfolg verspürst.
Oder ob du sie als Pflichtprogramm empfindest und nur Misserfolge siehst.
Nehmen wir an, du hast einen Song gespielt, nicht schlecht aber eben auch nicht perfekt.
Einmal denkst du dir, hat wieder nicht richtig geklappt, man bin ich schlecht, und fühlst dich auch so. Vielleicht übst du mit Frust verbissen weiter. Vielleicht legst du dein Instrument weg und hast gar keine Lust es irgendwann einmal wieder in die Hand zu nehmen.
Das andere Mal denkst du dir, läuft ja schon ganz gut und ist echt einfach schön, der Song. Vielleicht spielst du den Song gleich nochmal, weil er so schön ist. Oder du kannst es am nächsten Tag gar nicht erwarten, dein Musikinstrument wieder in die Hand zu nehmen.
Entscheidest du dich für die zuletzt geschilderte Einstellung, wirst du dich ohne Zweifel besser fühlen als mit der ersten. Probiere es aus!
Begib dich doch einfach mal in die Beobachterperspektive. Beobachte dich selbst und deine Gedanken. Denn mit etwas Distanz kannst du dir selbst oft einen besseren Rat geben.
Wichtig ist letztlich, dass du dir bewusst machst, welche Einstellung du hast. Denn nur wenn du sie kennst, kannst du auch aktiv daran arbeiten, sie in eine andere Richtung zu lenken. So kannst du auch als Erwachsener ein Musikinstrument lernen und Spaß dabei haben.
Sei nicht zu kritisch dir selbst gegenüber! Das muss nicht sein. Sonst läufst du in Gefahr, dass dir der Spaß verloren geht.
Zu hohe Ansprüche an dich selbst tun dir nicht gut
Mit einem Musikinstrument kannst du durch Üben viel erreichen und es ist auch sehr schön, Fortschritte zu sehen (oder besser zu hören!). Das können dir viele andere Freizeitbeschäftigungen wie fernsehen, ein Buch lesen oder spazieren gehen nicht bieten.
Aber gerade diese Chance kann für dich zum Verhängnis werden, wenn du zu hohe Ansprüche an dich selbst stellst. Für die meisten Hobbymusiker ist ein stark ausgeprägter Perfektionismus nach dem Motto „Alles oder nichts“ keine gute Wahl.
Jemand hat einmal zu mir gesagt: „Ich könnte das Stück nie fehlerfrei auf dem Klavier spielen. Deshalb lass ich es lieber ganz sein.“ Ich rate dir dringend davon ab, so zu denken, denn damit blockierst du dich selbst!
Du solltest auch gut abwägen, ob du vorspielen möchtest oder nicht. Nicht jeden motiviert ein Musikschulvorspiel! Es gibt noch viele andere Motivationsquellen, die vielleicht besser zu dir passen!
Wenn du gar nicht erst den Anspruch hast, alles fehlerfrei spielen zu wollen, dann hast du auch Spaß, wenn du es nicht perfekt spielen kannst. Eigentlich ganz simpel, oder?
Manchmal wird ein Fehler oder sagen wir vielleicht besser „etwas anderes, was auf dem Blatt steht“ sogar zu einer schönen Variation oder einem Einstieg in eine Improvisation.
Ich spiele beispielsweise mit meinem Saxophon immer wieder gerne Stücke, die ich gar nicht bis zum Ende spielen kann. Wenn mir die Noten zu schwer werden, mache ich mit einer Improvisation zum Playalong weiter. Mal sind es die Noten so ungefähr, mal bin ich völlig weg von dem was dasteht.
Immer wieder kommt etwas anderes zustande, es ist abwechslungsreich und spannend. Und es macht unglaublich Spaß!
Noten und richtige Töne sind beim Musizieren längst nicht alles. Du siehst also, dass du mit sehr viel mehr Leichtigkeit Musik machen kannst, wenn du deine eigenen Ansprüche zurückschraubst. Und auch mit niedrigeren Ansprüchen wirst du Fortschritte machen.
Etappenziele belohnen dich mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen
Beim Musikmachen kann es wie auch in anderen Bereichen des Lebens motivierend sein, sich Ziele zu setzen. Dabei ist es aber sehr wichtig, welche Ziele das sind.
Wenn du als Klavieranfänger den „Liebestraum“ von Franz Liszt oder die „Pathétique“ von Ludwig van Beethoven spielen möchtest, tust du dir damit nichts Gutes. Es ist völlig normal, wenn es einige Jahre dauert, bis diese Stücke gelingen. Als Anfänger quälst du dich damit und kommst trotz aller Mühe nicht zum Ziel.
Damit wird dein Enthusiasmus innerhalb kürzester Zeit in maßlose Enttäuschung umschlagen. Einzig und allein auf ein Ziel hinzuarbeiten, das mehrere Jahre in der Zukunft liegt, macht dich nicht glücklich.
Setze dir lieber für einen überschaubaren Zeitraum von Tagen oder Wochen kleine Etappenziele und freue dich über jeden auch noch so kleinen Fortschritt.
Beispiele für mögliche Etappenziele
Das kann z. B. sein, dass du ein Stück bis zum Musikunterricht in der nächsten Woche rhythmisch verstanden haben willst und in einem sehr, sehr langsamen Tempo spielen kannst.
Oder sei stolz darauf, die richtigen Tasten auf dem Klavier gefunden zu haben, sodass das Lied schon erkennbar ist, auch wenn es noch an vielen Stellen stockt.
Vielleicht möchtest du auf deinem Blasinstrument einen sehr hohen oder tiefen Ton spielen können, der bisher nicht oder nur sehr unzuverlässig in deinem Tonumfang vorhanden war.
Oder vielleicht möchtest du eine ganz einfache Improvisation hinbekommen, die zwar bei weitem (noch) nichts Besonderes ist, bei der du aber immerhin den Überblick über das vorgegebene Taktschema und die Akkordfolge behältst.
Und falls du mit dem Klavierspiel wirklich noch ganz am Anfang stehst und bis jetzt nur „Alle meine Entchen“ und den „Flohwalzer“ spielen kannst, dann könnte dein Ziel auch einfach nur sein, bald mehr als das spielen zu können.
Bei deinen Zielen kann es sich um Etappen auf dem Weg zu einem ganz konkreten größeren Ziel handeln, z. B. eben irgendwann die „Pathéthique“ von Beethoven spielen zu können.
Vielleicht ist dein größeres Ziel aber auch viel allgemeiner gefasst, dass du einfach dein Musikinstrument besser beherrschen möchtest, dass es dir irgendwann leichter fällt, ein neues Stück zu erlernen, dass sich vieles bei deinem Spiel nach und nach automatisiert.
In jedem Fall sind auf dem Weg, den du mit deinem Musikinstrument gehst, viele kleine Etappenziele sehr sinnvoll. Denn dann hast du auch viele kleine Erfolgserlebnisse.
Aber egal, welches Ziel du hast: Vergiss nicht, dir selbst zuzuhören und deine Musik zu genießen. Das geht auch auf ganz niedrigem Spielniveau. Du musst nicht warten, bis du richtig gut spielst, um dich an deiner Musik zu erfreuen. Bitte tu das nicht!
Ganz einfache Anfängerstücke reichen aus, um deine Musik zu lieben. Du musst dich nur auf sie und dein Spiel einlassen. Dann macht das richtig Laune und ganz wichtig: Lust auf Wiederholung!
Welches Instrument lernen als Erwachsener?
Die Wahl des passenden Instruments ist gar nicht so einfach und gerade viele Erwachsene machen sich hier häufig viele Gedanken. Hier findest du heraus, welches Instrument zu dir passt!
Zusammenfassung: Als Erwachsener ein Instrument lernen
Wenn du als Erwachsener ein Musikinstrument lernen möchtest oder vielleicht sogar schon damit angefangen hast, dann überprüfe unbedingt deine Einstellung, deine eigenen Ansprüche und Ziele. Es wird dir helfen, gelassener zu werden und dadurch mehr Spaß beim Musikmachen zu haben.
So kannst du dir deine Musikbegeisterung bewahren, auch wenn deine anfangs steile Lernkurve abflacht oder du ein vor längerer Zeit geübtes Stück jetzt nicht mehr hinbekommst.
Wie sieht es bei dir aus? Spielst du schon mit Leichtigkeit und Begeisterung? Kannst du dich beim Musizieren entspannen und deine Gefühle in deiner Musik ausdrücken? Brauchst du vielleicht einfach noch ein bisschen mehr Inspiration, was du mit deinem Musikinstrument ausprobieren könntest? Möchtest du singen?
Oder hast du deine Hindernisse noch nicht beseite geräumt?
👉 Weiterlesen: Teil 2: Wie du mehr Freude am Musizieren hast
Ich wollte mir auch schon immer ein Blechblasinstrument kaufen. Allerdings habe ich mich noch nie dazu durchgerungen, weil ich Angst hatte zu schnell wieder aufzuhören. Danke für den Tipp mich mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen zu belohnen.